In vielen Familien mit kleinen Kindern sind neue digitale Angebote omnipräsent. Bei den einen Eltern lösen sie Fragen und grosse Verunsicherung aus, andere lassen ihre Kinder digitale Medien eher unkritisch konsumieren. Mit Medienworkshops will das Schweizerische Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM) Eltern dabei unterstützen, einen kompetenten und sinnvollen Umgang mit Medien zu finden. Das BAKOM unterstützt das Projekt zur Realisierung einer aufgeklärten Informationsgesellschaft in der Schweiz.
Therese Salzmann, Schweizerisches Institut für Kinder- und Jugendmedien (SIKJM)
Im Rahmen eines Pilotprojekts führen erfahrene Leseanimatorinnen der SIKJM-Projekte "Schenk mir eine Geschichte" und "Literale Förderung im Frühbereich" Medienworkshops für Eltern und Kinder durch. Die Workshops werden je nach Leitung ein- oder zweisprachig geführt und finden in mehreren Kantonen der Deutschschweiz statt.
Als Vorbereitung auf ihre Aufgabe haben die Leseanimatorinnen eine dreitägige Weiterbildung besucht, die das SIKJM unter Einbezug von externen Expertinnen konzipiert hat. In der Weiterbildung wurden Themen wie altersspezifische Besonderheiten der Mediennutzung, Qualitätskriterien für Apps und interaktive online-Spiele, Begleitung und Unterstützung der Eltern sowie Gestaltung der Workshops erarbeitet.
Die Inhalte der Workshops, die entweder als Einzelworkshop oder als Dreierzyklus in Co-Leitung durchgeführt werden, sind vielfältig und umfassen neben Aktivitäten mit elektronischen Medien auch herkömmliche Spiele. Dem Gespräch und Austausch mit den Eltern wird besondere Bedeutung beigemessen. Für die Workshops steht je eine vom SIKJM zusammengestellte Materialkiste mit zwei ausgerüsteten Tablets, Bilderbüchern, Spielen und Info-Material für Eltern zur Verfügung.
Medien gemeinsam entdecken
Bis jetzt wurden insgesamt 45 von 56 geplanten Workshops durchgeführt. An einem Workshop nahmen durchschnittlich fünf bis sechs Familien mit je ein bis zwei Kindern teil. Familiensprachen waren neben Deutsch auch Arabisch, Albanisch, Portugiesisch, Tamilisch, Türkisch, u.a.m. Die Pilotworkshops stehen grundsätzlich allen interessierten Familien mit Vorschulkindern offen. Um diese jedoch möglichst effizient zu gestalten, wird die Teilnahme pro Workshop auf ein Maximum von sechs Familien limitiert.
Die Workshops sind abwechslungsreich aufgebaut: Es werden Bilderbücher mit entsprechenden Apps verglichen, es wird auf Tablets und Papier gemalt und gestempelt, es wird fotografiert und gebastelt; ein Audio-Memory auf dem Tablet und ein Geräusche-Memory mit realen Objekten stehen genau so zur Verfügung wie Links zu Kinderversen auf Youtube, die zum Mitsingen einladen.
Die Rückmeldungen aus den ersten Workshops zeigen, dass die Eltern die Möglichkeit, mit ihrem Kind gemeinsam Neues zu entdecken und auszuprobieren, sehr schätzen. Eine wichtige Erfahrung ist für sie, dass kleine Kinder digitale Medien nicht nur "konsumieren", sondern für ihre eigenen Ideen nutzen können - dies auch dank Apps mit Gestaltungsmöglichkeiten. In den Gesprächsrunden zeigen sich die Eltern sehr interessiert, stellen Fragen und diskutieren auch offen über Probleme. Ihr Bedürfnis, Anhaltspunkte für ihre Medienerziehung zu bekommen und selbst mehr Medienkompetenz zu erlangen, ist gross.
Das Pilotprojekt dauert bis Ende 2014. Die Erfahrungen aus den Workshops sollen sowohl in bestehende SIKJM-Projekte einfliessen als auch frühpädagogischen Fachkräften für ihre Arbeit mit den Eltern zum Thema Medien zur Verfügung gestellt werden.
Das BAKOM unterstützt das SIKJM-Projekt zur Förderung des Medienumgangs in Familien mit Vorschulkindern im Rahmen seiner Aktivitäten zur Umsetzung der bundesrätlichen Strategie Informationsgesellschaft Schweiz vom März 2012 mit einem einmaligen finanziellen Beitrag.
