Breitbandinternet für alle

Gemäss aktuellen Zahlen werden 2020 noch immer mehr als zwei Milliarden Menschen keinen Zugang zum Internet haben. Mit konkreten Handlungsempfehlungen an Politik, Regulatoren und Privatwirtschaft will eine vom Direktor des BAKOM präsidierte hochrangige Expertengruppe der Broadband Commission for Sustainable Development diese Lücke schliessen und die Vorteile der Digitalisierung allen Menschen zugänglich machen.

Nicolas Rollier, International Relations

Trotz grossen Fortschritten in den letzten Jahren beim Ausbau von Breitband-Internetverbindungen ist noch immer rund ein Drittel der Weltbevölkerung in ländlichen Gegenden ohne Internetzugang. Besonders davon betroffen sind Menschen in Entwicklungsländern, wo nur gerade 15 Prozent aller Haushalte ans globale Netz angeschlossen sind. Somit bleibt ein beträchtlicher Teil der Gesellschaft aussen vor und kann die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung nicht nutzen.

Gleichzeitig sehen sich Telekommunikationsanbieter weltweit mit rückgängigen Einnahmen, zunehmender Konkurrenz und regulatorischen Hürden konfrontiert. Investitionen in den Ausbau der notwendigen Infrastruktur in abgelegenen, weniger dicht bevölkerten oder ärmeren Gegenden sind aus Sicht der Unternehmen oft aufgrund schlechter Rahmenbedingungen unattraktiv.

Konkrete Empfehlungen für mehr Investitionen in den Ausbau von Breitbandinternet

Mit gezielten Empfehlungen für konkrete Massnahmen tritt eine Expertengruppe der von der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) und der UNESCO ins Leben gerufenen Broadband Commission for Sustainable Development dieser Situation entgegen. Sie will Investitionen, speziell aus der Privatwirtschaft, in den Ausbau von Informations- und Telekommunikationsinfrastruktur fördern. Ihr kürzlich lancierter Bericht "A New Deal: Investing in our common future – Policy recommendations to close the broadband gap" (Ein neuer Deal: Investitionen in unsere gemeinsame Zukunft – Empfehlungen, um die Lücken im Ausbau von Breitbandinternet zu schliessen) thematisiert die dringendsten Herausforderungen, die den weltweiten Ausbau von Internetverbindungen und –diensten bremsen. Politik, Regulatoren und internationale Institutionen werden aufgefordert, aktiv zu werden.

Die Experten haben wesentlichen Handlungsbedarf in vier Themenbereichen ausgemacht: 

Gesundes Investitionsklima: Regierungen sollten digitale Strategien entwickeln und regelmässig aktualisieren, stabile regulatorische Rahmenbedingungen schaffen und keine speziellen Steuern auf IKT-Waren und -Dienstleistungen erheben.

Tiefere Kosten für die Bereitstellung von Infrastrukturen: Unter anderem sollten Regierungen ihre Strategien technologieneutral verfassen, überschüssige öffentliche Netzwerkkapazitäten für kommerzielle Anbieter zugänglich machen, tiefe Frequenzbereiche (unter 3GHz) freigeben und Versteigerungen des Spektrus nicht für kurzfristige Gewinne nutzen.

IKT-Märkte für alle nutzbar machen: Telekommunikationsmärkte sollten vollständig geöffnet, der Wettbewerb effizient reguliert sowie neue Partnerschaften und innovative Technologien ermöglicht werden.

Ankurbelung der digitalen Wirtschaft: Da der Ausbau der Infrastruktur alleine nicht genügt, sollten Regierungen unter anderem die Nachfrage nach digitalen Dienstleistungen anregen, indem sie staatliche Dienstleistungen online anbieten.

Die Expertengruppe der Broadband Commission

Die Expertengruppe wurde anlässlich des Frühjahrestreffens der Broadband Commission im März 2017 vom Generalsekretär der ITU eingesetzt, mit der Aufgabe, unter Leitung des Direktors des BAKOM, Philipp Metzger, Massnahmen zu identifizieren, welche die Lücken in der Verbreitung von Breitbandinternet schliessen können. Erwähnenswert ist, dass in der Gruppe sowohl Telekom-Netzbetreiber als auch sogenannte Over-the-Top (OTT) Anbieter sowie die Regierungsseite vertreten waren.

Die Breitband Kommission für nachhaltige Entwicklung

Die Broadband Commission wurde 2010 von der ITU und der UNESCO in Genf lanciert. Die Kommission soll Strategien definieren, um den Breitbandausbau zu Gunsten der Gesellschaft weltweit zu beschleunigen und mögliche Anwendungen zu identifizieren, welche von Breitbandinternet profitieren könnten. Dies etwa in den Bereichen Gesundheitswesen, Bildung, Umweltschutz und Sicherheit.

Die Kommission umfasst aktuell 60 hochrangige Personen aus Politik, Verwaltung, Regulationsbehörden, Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft, welche für maximal vier Jahre gewählt werden. Sie wird gemeinsam von Paul Kagame, Präsident von Ruanda, sowie von Carlos Slim Hélu, Telekomunternehmer aus Mexiko, präsidiert. Die Generalsekretäre der ITU sowie der UNESCO fungieren als Vizevorsitzende.

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Letzte Änderung 10.04.2018

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