Printmedien: Inhalte
Medien in der Schweiz sind in der Gestaltung ihrer Inhalte frei (Programmautonomie). Dennoch ist es wichtig zu wissen, über welche Themen Printmedien in welchem Umfang berichten – und wie sich ihre Schwerpunkte entwickelt haben.
Die thematische Entwicklung der Printmedien wurde durch das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) anhand von Daten aus dem «Jahrbuch Qualität der Medien» zwischen 2015 und 2024 untersucht. Diese Daten wurden mittels Inhaltsanalyse erhoben. Es lassen sich verschiedene Printmedientypen – Abonnementszeitungen, Boulevard- und Pendlerzeitungen sowie Sonntagszeitungen – unterscheiden. Insgesamt basiert die Analyse auf einer Auswertung von knapp 85'000 codierten Artikeln.
Themenstruktur
Der Anteil der Politikberichterstattung in den untersuchten Printmedien entwickelte sich von 2015 bis 2024 in allen Printmedientypen ähnlich. Mit Beginn der Corona-Pandemie 2020 stieg der Anteil deutlich an. Der höchste Anteil an Politik findet sich dabei nach wie vor in Abonnementszeitungen, aber in allen untersuchten Printmedientypen zeigte sich eine Zunahme politischer Themen.
Während die Anteile wirtschaftlicher, kultureller und sportlicher Themen im beobachteten Zeitraum relativ stabil blieben und sich nur kleinere Veränderungen ergaben, konnten in den untersuchten Printmedien für Softnews aus dem Human-Interest-Bereich die grössten Veränderungen festgestellt werden. Bis zur Pandemie stieg dabei der Anteil und nahm danach deutlich ab. Der Verlauf ist bei allen Printmedientypen ähnlich – so kam es auch in den Boulevard- und Pendlerzeitungen nach einem moderaten Anstieg bis in die Jahre 2019 und 2020 seither zu einem klaren Rückgang.
Anzahl Beiträge pro Ausgabe
Mit Blick auf den Inhalt von Schweizer Printmedien – und gerade vor dem Hintergrund von sich verändernden Nutzungsgewohnheiten und sinkenden Werbeeinnahmen – stellt sich auch die Frage nach der Entwicklung ihres Umfangs. Als erstes wird dazu die durchschnittliche Anzahl Beiträge pro Ausgabe analysiert. Die durchschnittliche Anzahl publizierter Beiträge ist insgesamt, wie auch bei allen verschiedenen Typen von Printmedien, deutlich rückläufig.
Beitragslänge
Die durchschnittliche Anzahl Beiträge pro Ausgabe ist aber nur ein Indikator für den Umfang von Printmedien, ein anderer ist die Länge der Beiträge. Mittels eines automatisierten Verfahrens wurde die Anzahl Zeichen pro Beitrag erfasst, jeweils einschliesslich Titel, Lead und Bildunterschriften, inklusive Leerschläge.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Beiträge in den untersuchten Printmedien im Durchschnitt im Laufe der Jahre deutlich länger geworden sind. Diese Zunahme zeigte sich in allen Printmedientypen, fiel aber bei den Boulevard- und Pendlerzeitungen am ausgeprägtesten aus.
Umfang pro Ausgabe
Der Umfang schliesslich wird für die vorliegende Betrachtung definiert als Produkt aus der durchschnittlichen Anzahl Beiträge und deren durchschnittlicher Länge.
Gesamthaft zeigt sich beim Umfang lediglich eine leicht negative Entwicklung, die zudem nicht über alle Printmedientypen gleich ausgeprägt ist. Der deutlichste Umfangsrückgang zeigte sich bei Abonnementszeitungen, während Sonntagszeitungen ihren Umfang geringer einschränkten und sich bei Boulevard- und Pendlerzeitungen nur minimale Veränderungen des Umfangs in den letzten zehn Jahren ergaben. Deutlich spürbar war der Einfluss der Covid-19-Pandemie: 2020 wurden für alle Printmedientypen die tiefsten Umfangswerte gemessen. In den Folgejahren stiegen die Umfänge wieder leicht an.
Printmedien sind damit insgesamt dünner geworden – allerdings weniger stark, als es ein Blick auf den Rückgang der Beiträge allein vermuten liesse. Der Eindruck von dünner werdenden Printmedien dürfte sich darüber hinaus auch dadurch ergeben, dass weniger Werbung und Serviceangebote (z. B. Stellenanzeiger) erscheinen. Nach Einschätzung der Autoren des fög, die für den Bericht zur Entwicklung der Inhalte von Printmedien verantwortlich zeichneten, entwickelt sich die Presse damit immer mehr zu einem kuratierten Produkt, wobei der unmittelbare Aktualitätsdruck mittlerweile weitgehend durch Onlineformate abgedeckt werde und die gedruckten Ausgaben weniger Kurzmeldungen und Agenturbeiträge enthalten.