Big Data: Chancen, Risiken und Handlungsbedarf des Bundes

Die zunehmende Verwendung von Daten in immer mehr Bereichen von Wirtschaft und Gesellschaft bietet nicht nur Chancen, sondern stellt uns auch vor neue Heraus-forderungen. Eine Studie der Berner Fachhochschule untersucht Chancen und Risiken von Big Data für Wirtschaft und Gesellschaft in der Schweiz, formuliert Leitlinien für eine "Good Data Governance" und zeigt den Handlungsbedarf seitens des Bundes auf.

Beat Estermann, Berner Fachhochschule, E-Government-Institut

Der Begriff "Big Data" bezeichnet die Entwicklung und den Einsatz von Technologien, welche es erlauben, dem richtigen Nutzer zur rechten Zeit die richtigen Informationen aus den in unserer Gesellschaft seit längerem exponentiell anwachsenden Datenbeständen zu liefern. Dabei besteht neben der Herausforderung, immer grössere Datenvolumen in immer kürzerer Zeit zu verarbeiten, auch die Schwierigkeit, mit der zunehmenden Heterogenität der Formate, der Komplexität und der Verlinkung der Daten fertig zu werden.

Angesichts der rasanten Ausbreitung von Big Data setzt sich der Bund im laufenden Jahr mit dieser Thematik auseinander. Vor diesem Hintergrund führte die Berner Fachhochschule im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation eine empirische Studie durch, um die Chancen und Risiken von Big Data zu identifizieren und den Handlungsbedarf des Bundes aufzuzeigen. Die Studie besteht aus einer qualitativen Befragung von 20 Experten aus Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft und einer quantitativen Erhebung bei über 800 Personen in der Schweiz.

Wie aus der Studie hervorgeht, handelt es sich beim Phänomen "Big Data" um eine allmähliche Entwicklung infolge grösserer Analyse- und Speicherkapazitäten, die sich dadurch manifestiert, dass immer grössere Mengen von teils heterogenen Daten verarbeitet und miteinander verknüpft werden. Demnach haben wir es bei Big Data mit einer Entwicklung zu tun, die nach und nach immer weitere Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft erreicht.

Big Data bringt bedeutende Chancen und Vorteile mit sich, wie zum Beispiel das Gewinnen neuer Erkenntnisse und Entdecken neuer Zusammenhänge, die Personalisierung von Angeboten und Informationen, verbesserte Prognosen in ganz unterschiedlichen Bereichen, eine erhöhte Agilität von Unternehmen und Organisationen, die Optimierung von Abläufen sowie die Möglichkeit, Entscheide vermehrt faktenbasiert zu fällen.

Allerdings setzt die erfolgreiche Anwendung von Big Data in Unternehmen organisatorische Anpassungen und einen kulturellen Wandel voraus. Die Experten-Interviews haben gezeigt, dass sich einige Unternehmen und Organisationen bereits an die neuen Gegebenheiten angepasst haben, indem sie die notwendigen Vorkehrungen getroffen haben, um Chancen von Big Data wahrnehmen und Risiken besser unter Kontrolle halten zu können, während sich andere erst anschicken, auf den Big-Data-Zug auf zu springen.

Die Studie zeigt aber auch, dass die gesellschaftlichen Implikationen von Big Data stärker in den Fokus genommen werden sollten. Die drängendsten Fragen stellen sich im Bereich des Schutzes von Personendaten bzw. bei der Prävention von Daten-Missbrauch. Einzelne Stimmen warnen zudem vor der unkontrollierten Eigendynamik der Systeme, wenn immer mehr Entscheide auf Algorithmen basieren, die niemand mehr richtig versteht und beherrscht. Ein weiterer Problemkreis, für den Big Data nicht ursächlich ist, auf den sich Big Data aber verschärfend auswirken dürfte, ist die ungleiche Verteilung von Ressourcen und Macht, welche die Gefahr von gesellschaftlichen Verwerfungen birgt, falls nicht rechtzeitig Gegensteuer gegeben wird.

Neben der Abwehr von Gefahren sollte auch die Förderung des Potentials von Big Data nicht zu kurz kommen. Hier herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass der gesellschaftliche Nutzen von Daten sich erhöht, wenn sie als freie Infrastruktur-Ressourcen verfügbar sind und von den verschiedenen Akteuren möglichst unkompliziert weiterverwendet werden können. Dies gilt in erster Linie für nicht-personenbezogene Daten; bei den personenbezogenen Daten ist die Situation komplizierter, da es zunächst neuer Mechanismen bedarf, die es den Einzelnen erlauben, die Kontrolle über ihre Daten effektiv wahrzunehmen und die Daten gezielt - und nicht völlig unkontrolliert, wie dies heute oftmals geschieht - für bestimmte Zwecke zur Weiterverwendung zur Verfügung zu stellen.

Wie aus den Umfrageergebnissen hervorgeht, stellt sich die grundsätzliche Herausforderung, die Entwicklungen im Bereich Big Data so zu kanalisieren, dass sie zum Nutzen der Menschen gereichen. Heute scheinen vor allem grössere Unternehmen von Big Data zu profitieren, während die Befragten die Situation aus ihrer persönlichen Sicht eher kritisch beurteilen und ein starkes Engagement des Bundes fordern, um die Situation nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Dabei erscheint eine Drei-Punkte-Strategie angezeigt:Beat Estermann, Berner Fachhochschule, E-Government-Institut

Der Begriff "Big Data" bezeichnet die Entwicklung und den Einsatz von Technologien, welche es erlauben, dem richtigen Nutzer zur rechten Zeit die richtigen Informationen aus den in unserer Gesellschaft seit längerem exponentiell anwachsenden Datenbeständen zu liefern. Dabei besteht neben der Herausforderung, immer grössere Datenvolumen in immer kürzerer Zeit zu verarbeiten, auch die Schwierigkeit, mit der zunehmenden Heterogenität der Formate, der Komplexität und der Verlinkung der Daten fertig zu werden.

Angesichts der rasanten Ausbreitung von Big Data setzt sich der Bund im laufenden Jahr mit dieser Thematik auseinander. Vor diesem Hintergrund führte die Berner Fachhochschule im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation eine empirische Studie durch, um die Chancen und Risiken von Big Data zu identifizieren und den Handlungsbedarf des Bundes aufzuzeigen. Die Studie besteht aus einer qualitativen Befragung von 20 Experten aus Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft und einer quantitativen Erhebung bei über 800 Personen in der Schweiz.

Wie aus der Studie hervorgeht, handelt es sich beim Phänomen "Big Data" um eine allmähliche Entwicklung infolge grösserer Analyse- und Speicherkapazitäten, die sich dadurch manifestiert, dass immer grössere Mengen von teils heterogenen Daten verarbeitet und miteinander verknüpft werden. Demnach haben wir es bei Big Data mit einer Entwicklung zu tun, die nach und nach immer weitere Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft erreicht.

Big Data bringt bedeutende Chancen und Vorteile mit sich, wie zum Beispiel das Gewinnen neuer Erkenntnisse und Entdecken neuer Zusammenhänge, die Personalisierung von Angeboten und Informationen, verbesserte Prognosen in ganz unterschiedlichen Bereichen, eine erhöhte Agilität von Unternehmen und Organisationen, die Optimierung von Abläufen sowie die Möglichkeit, Entscheide vermehrt faktenbasiert zu fällen.

Allerdings setzt die erfolgreiche Anwendung von Big Data in Unternehmen organisatorische Anpassungen und einen kulturellen Wandel voraus. Die Experten-Interviews haben gezeigt, dass sich einige Unternehmen und Organisationen bereits an die neuen Gegebenheiten angepasst haben, indem sie die notwendigen Vorkehrungen getroffen haben, um Chancen von Big Data wahrnehmen und Risiken besser unter Kontrolle halten zu können, während sich andere erst anschicken, auf den Big-Data-Zug auf zu springen.

Die Studie zeigt aber auch, dass die gesellschaftlichen Implikationen von Big Data stärker in den Fokus genommen werden sollten. Die drängendsten Fragen stellen sich im Bereich des Schutzes von Personendaten bzw. bei der Prävention von Daten-Missbrauch. Einzelne Stimmen warnen zudem vor der unkontrollierten Eigendynamik der Systeme, wenn immer mehr Entscheide auf Algorithmen basieren, die niemand mehr richtig versteht und beherrscht. Ein weiterer Problemkreis, für den Big Data nicht ursächlich ist, auf den sich Big Data aber verschärfend auswirken dürfte, ist die ungleiche Verteilung von Ressourcen und Macht, welche die Gefahr von gesellschaftlichen Verwerfungen birgt, falls nicht rechtzeitig Gegensteuer gegeben wird.

Neben der Abwehr von Gefahren sollte auch die Förderung des Potentials von Big Data nicht zu kurz kommen. Hier herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass der gesellschaftliche Nutzen von Daten sich erhöht, wenn sie als freie Infrastruktur-Ressourcen verfügbar sind und von den verschiedenen Akteuren möglichst unkompliziert weiterverwendet werden können. Dies gilt in erster Linie für nicht-personenbezogene Daten; bei den personenbezogenen Daten ist die Situation komplizierter, da es zunächst neuer Mechanismen bedarf, die es den Einzelnen erlauben, die Kontrolle über ihre Daten effektiv wahrzunehmen und die Daten gezielt - und nicht völlig unkontrolliert, wie dies heute oftmals geschieht - für bestimmte Zwecke zur Weiterverwendung zur Verfügung zu stellen.

Wie aus den Umfrageergebnissen hervorgeht, stellt sich die grundsätzliche Herausforderung, die Entwicklungen im Bereich Big Data so zu kanalisieren, dass sie zum Nutzen der Menschen gereichen. Heute scheinen vor allem grössere Unternehmen von Big Data zu profitieren, während die Befragten die Situation aus ihrer persönlichen Sicht eher kritisch beurteilen und ein starkes Engagement des Bundes fordern, um die Situation nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Dabei erscheint eine Drei-Punkte-Strategie angezeigt:

Aufbau und Pflege einer nationalen Dateninfrastruktur

Die positive Wirkung von Big Data kann durch die Bereitstellung von Daten als Infrastrukturressource zur freien Weiterverwendung verstärkt werden. Es gilt daher, dem im Rahmen der bundesrätlichen Open-Government-Data-Strategie etablierten Open-Data-Prinzip über die gesamte Verwaltung hinweg, in der Forschung und teilweise auch in der Privatwirtschaft zum Durchbruch zu verhelfen und es konsequent umzusetzen. Zudem sollte in enger Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft die Standardisierung von technischen Schnittstellen vorangetrieben und die Aus- und Weiterbildung von Datenspezialisten (Data Scientists, Data Journalists u.ä.) gefördert werden. Ziel sollte es sein, eine national koordinierte und international vernetzte Dateninfrastruktur zu schaffen.

Massnahmen zum Schutz vor Missbräuchen

Um Missbräuchen und Ungleichgewichten entgegenzuwirken, sollten die Datenschutzregeln für die Privatwirtschaft verschärft, die wettbewerbsrechtliche Kontrolle von (Quasi-)Monopolisten im Internetbereich verstärkt und Aufklärungs- und Sensibilisierungsmassahmen durchgeführt werden. Zudem müssen die rechtlichen Rahmenbedingungen für sichere Datenzentren verbessert werden. In enger Kooperation mit der Privatwirtschaft sollten zudem vermehrt technische Lösungen entwickelt werden, um den Datenschutz sicherzustellen. Viele dieser Massnahmen weisen allerdings die Schwierigkeit auf, dass sie international koordiniert werden müssen, um wirksam zu sein.

Umsetzung des Prinzips der persönlichen Datenhoheit

Als langfristige Lösung sollte beim Datenschutz ein Paradigmenwechsel eingeleitet werden, indem die Menschen befähigt werden, die Kontrolle über ihre Daten besser auszuüben. Zur Umsetzung des Prinzips der persönlichen Datenhoheit müssen im Bereich der personenbezogenen Daten neue Eigentums- und Nutzungsrechte definiert werden. Zudem gilt es, in enger Kooperation mit der Privatwirtschaft Mechanismen zu schaffen und Dienste bereitzustellen, welche es den Einzelnen erlauben, ihre personenbezogenen Daten - unter grösstmöglicher Kontrolle - für die Weiterverwendung durch Dritte freizugeben. Auch hier sind die Anstrengungen international zu koordinieren. Während die Realisierung dieses liberalen Ansatzes zur Behebung der Ungleichgewichte auf dem Datenmarkt heute noch in weiter Ferne liegen mag, geniesst er als Zielvorgabe bei allen Anspruchsgruppen breite Unterstützung.

Auf der Basis der Studienergebnisse wurden mit Blick auf eine "Good Data Governance" sieben Thesen formuliert, die bei der Umsetzung einer Big-Data-Strategie als Orientierungshilfe dienen können:

  1. Beim Datenschutz braucht es einen Paradigmenwechsel in Richtung Empowerment der Nutzer und persönlicher Datenhoheit.

  2. Der gesellschaftliche Nutzen von Daten erhöht sich, wenn sie als freie Infrastruktur-Ressour­cen verfügbar sind.

  3. Big Data verschärft eine Reihe von Gefahren, die abgewehrt werden müssen; hinsichtlich der Bedrohung der Privatsphäre und der missbräuchlichen Verwendung von Daten erhöht Big Data nicht nur die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Schadens, sondern auch dessen potentielles Ausmass.

  4. Gegen Machtgefälle aufgrund von einseitiger Datenkontrolle müssen Massnahmen ergriffen werden; insbesondere die (Quasi-)Monopolisten im Internet-Bereich müssen in die Schranken gewiesen werden.

  5. Es sollte ein liberaler Ansatz verfolgt werden: Ziel ist ein System, bei dem der Markt dank eines Empowerment der Nutzerinnen und Nutzer und einer stärkeren Regulierung und Kontrolle der privatwirtschaftlichen Akteure durch den Staat besser funktioniert als heute.

  6. Staatliche Intervention ist nötig: Ohne ein starkes Engagement des Staates wird die Entwicklung im Zusammenhang mit Big Data aus dem Ruder laufen, denn es steht ausser Zweifel, dass der Markt heute im Bereich der Daten versagt.

  7. Data Governance muss im internationalen Kontext angegangen werden. Es liegt daher nahe, sich bei der konkreten Ausgestaltung der zu treffenden Massnahmen von Lösungsansätzen inspirieren zu lassen, die bereits in anderen Ländern erprobt werden.

Die PDF-Version der Studie kann auf der BAKOM-Webseite gratis heruntergeladen werden; Management Summary in Französisch, Italienisch und Englisch: www.infosociety.ch 

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Letzte Änderung 19.01.2016

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