Seit 2016 unterstützt das BAKOM die Archivierung der TV- und Radio-Sendungen von lokalen und regionalen Veranstaltern. Solche Projekte ermöglichen einen besonderen Blick auf die jüngste Geschichte der Schweiz.
Samuel Mumenthaler, Abteilung Medien
Die Corona-Pandemie hat bestätigt: In Krisenzeiten holen die Menschen oft Rat in der Vergangenheit. Statt sich "nur" mit den neusten Ansteckungszahlen von Covid-19 einzudecken, suchen sie nach Beispielen aus der Zeitgeschichte: Wie sind die Menschen damals mit den Herausforderungen umgegangen, womit hatten sie zu kämpfen, welches waren ihre Erfolge?
Bei solchen Recherchen greifen wir immer häufiger auf audiovisuelle Dokumente zurück: Fotos, Filme und Tondokumente sind nahe dran, vermitteln sinnliche Erlebnisse, wirken authentisch. So traf man in letzter Zeit in der Berichterstattung rund um Covid-19 immer wieder auf Fotos von der Spanischen Grippe, die Anfang des letzten Jahrhunderts auch die Schweiz hart traf.
Wenn wir wissen wollen, was die Schweizerinnen und Schweizer in den letzten 35 Jahren in ihrem Alltag beschäftigte, sind die Archive der Schweizer Lokalradios und Regionalfernsehen wahre Schatztruhen. Sie geben – etwa im Fall von alternativen Stadtradios – ganz andere mediale Blicke auf gesellschaftliche Ereignisse und Entwicklungen frei. Sie ermöglichen Begegnungen mit heute national bekannten Politikerinnen und Politikern, die ihre Karriere auf Kommunal- oder Kantonsebene starteten. Sie erzählen Geschichten aus dem Alltag, wo oft im Kleinen Entwicklungen vorweggenommen werden, die bald zu grossen nationalen Themen avancieren.
3500 Stunden Videos aus dem Wallis
Seit 2016 unterstützt das BAKOM Projekte, die der langfristigen Erhaltung der Sendungen von Schweizerischen Radio- und Fernsehveranstaltern im lokalen und regionalen Bereich dienen. Dafür steht pro Jahr eine Million Franken aus der Abgabe für Radio und Fernsehen zur Verfügung. Die SRG, als die grösste Produzentin von audiovisuellen Dokumenten in der Schweiz, archiviert ihre Sendungen selber. Doch auch in den Archiven der Lokal- und Regionalstationen lagern audiovisuelle Perlen, welche zum Teil dringend gesichert werden müssen, um nicht für immer zu verschwinden.
So konnten mit Hilfe des BAKOM zum Beispiel rund 3500 Stunden des Walliser Regionalfernsehens Canal 9 aus den Jahren 1984 bis 2005 professionell digitalisiert und dank einer Zusammenarbeit mit der Médiathèque du Valais dem Publikum zugänglich gemacht werden. Denn was die Schweizer Bevölkerung mit Abgabegeldern mitfinanziert hat, soll der Wissenschaft, aber auch der breiten Öffentlichkeit grundsätzlich frei zugänglich sein. Im Fall von Canal 9 wurde mit einem neu konzipierten Spracherkennungssystem die Erschliessung und Katalogisierung der digitalisierten Bestände vereinfacht – auch dies mit der finanziellen Unterstützung des BAKOM.
Memoriav als wichtiger Partner
Das BAKOM gestaltet die Medienpolitik der Gegenwart und der Zukunft mit, verfügt aber über wenig spezialisiertes Wissen zum Umgang mit audiovisuellen Dokumenten. Deshalb arbeitet es mit dem Verein Memoriav zusammen, der sich für die Erhaltung, Erschliessung, Valorisierung sowie die breite Nutzung des audiovisuellen Kulturgutes in allen Landesteilen einsetzt. Archivierungsgesuche werden von Memoriav inhaltlich und technisch vorgeprüft. Unterstützt das BAKOM ein Archivprojekt, stellt Memoriav eine professionelle Begleitung sicher. Zudem sind die archivierten Sendungen über das Portal www.memobase.ch recherchierbar.
Zurzeit laufen vier vom BAKOM unterstützte Archivierungsprojekte (Radio Kanal K, Radio Stadtfilter, Radio LoRa, TV Canal 9 – Folgeprojekt). Weitere dürften noch dieses Jahr folgen. Wer ein Gesuch um Unterstützung einreichen möchte, kann den dafür bereitgestellten Leitfaden auf der Homepage des BAKOM konsultieren.
Letzte Änderung 24.09.2020