Neue Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger in der Westschweiz

Die erste "Antenne citoyenne" des Kantons Genf hat am 14. Mai dieses Jahres ihre Tore geöffnet. Dabei handelt es sich um eine Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger, die sich in die digitale Welt einführen lassen möchten oder Unterstützung bei administrativen Verfahren aller Art benötigen.

Departement für Bau und Informationstechnologien (DCTI), Republik und Kanton Genf

Wir alle haben diese Odyssee schon mindestens einmal erlebt: Am Anfang scheint es einfach, doch dann zieht ein administratives Verfahren das nächste nach sich – Unterlagen, Bescheinigung, Bewilligung, Attest. Oft sind mehrere Verwaltungseinheiten involviert. So wird aus einer Angelegenheit, die eigentlich nur ein paar Minuten in Anspruch nehmen sollte, eine unendliche Geschichte. Man wird von einem Schalter zum nächsten weitergewiesen, und von einer Stelle zur nächsten, und nie ist man am richtigen Ort. Es werden Unterlagen verlangt, die man ganz sicher nicht hat und deren Erlangung weitere Verfahren derselben Art erfordert. Ein Abgrund tut sich auf, und das Ganze wird zum kafkaesken Albtraum.

Genau hier setzt die "Antenne citoyenne" an.

Wille zur Vereinfachung

Im Bewusstsein um ihre Komplexität, die sie selbst schwerfällig macht und den Bürgerinnen und Bürgern zur Last fällt, lancierte die Verwaltung in der Vergangenheit schon mehrere Aktionen, um die Staatsdienste bürgerfreundlicher zu gestalten, jedoch nicht immer mit dem gleichen Erfolg. Insgesamt erfordern die Verfahren immer mehr Anstrengungen, Zeit und Kompetenzen, was einem allgemeinen, weltweiten Trend entspricht.

Um die Zugänglichkeit seiner Dienstleistungen zu erhöhen, lancierte der Staat Genf 2008 das Programm "Administration en Ligne" (Online-Verwaltung) oder kurz AeL. Zahlreiche Informationen, Unterlagen und Dienstleistungen können heute direkt im Internet abgerufen werden.

Es sind jedoch nicht alle in der Lage, administrative Verfahren über AeL abzuwickeln. Trotz meiner Bemühungen, meine Mutter darin einzuführen, füllte sie ihre Steuererklärung nie online aus. So wie sie haben viele Mitbürgerinnen und -bürger weder direkten Zugang zu den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) noch das notwendige Know-how. Junge Computerfreaks, die das Know-how haben, verlieren sich in den Weiten eines virtuellen Verwaltungsraums, der alles ausser zugänglich ist und als kundenfeindlich empfunden wird.

Um dieser virtuellen Ausgrenzung zu begegnen, haben wir die "Antenne citoyenne" lanciert. Das Projekt wird schrittweise im ganzen Kanton umgesetzt und soll dort Fuss fassen, wo Ungleichheiten und Ausgrenzung am stärksten ausgeprägt sind.

Für mehr Bürgernähe

Das Konzept ist einfach und beruht auf Bürgernähe: Bürgerinnen und Bürger haben eine Anlaufstelle, wo sie sich mit den IKT vertraut machen können und Unterstützung bei der Abwicklung von administrativen Verfahren finden. Der frei zugängliche Ort ist mit Computern mit Internetanschluss ausgestattet. Die Mitarbeitenden sind im digitalen Bereich geschult und kennen sich im Labyrinth der Verwaltung aus.

Wir wollen keine neue Verwaltungsstruktur schaffen (Komplexität, Kosten). Die "Antenne citoyenne" soll in einen bereits bestehenden, leicht zugänglichen und vernetzten Raum eingebunden werden. Die einzigen Anforderungen sind: freier Zugang sowie professionelle Ausstattung und Unterstützung. Ansonsten liegt das Projekt ganz in den Händen der Akteure vor Ort. Es wird kein fixes Modell durchgesetzt, ganz im Gegenteil. Jede "Antenne" soll ihre ortsspezifischen Eigenheiten je nach Umfeld, Ausrichtung und Mittel der Akteure haben.

Die "Antenne citoyenne" ist eine Bürgerbewegung, d.h. von Bürgern für Bürger. Das Konzept beruht auf Freiwilligeneinsätzen, Zusammenarbeit und föderativen Strukturen.

Indem die "Antenne citoyenne" einen umfassenden Zugang zur Online-Verwaltung gewährleistet, trägt sie zu deren Weiterentwicklung bei. So wird es mit der Zeit möglich, gewisse Leistungen zu 100% elektronisch anzubieten, wodurch Effizienz, Produktivität und Qualität der Leistungen deutlich verbessert werden können. Denken wir nur an die Gesuche um Sozialleistungen, die Jahr für Jahr neu einzugeben sind. Der dafür erforderliche administrative Aufwand kann mit einem Übergang zur rein elektronischen Verarbeitung vereinfacht und auf die Hälfte reduziert werden.

Schliesslich sei darauf hingewiesen, dass eine "Antenne" nicht nur als Sender, sondern auch als Empfänger dient. Sie gibt also nicht nur Informationen ab, sondern nimmt auch die Meinungsäusserungen und Kommentare der Bürgerinnen und Bürger entgegen, so dass sie ihre Tätigkeit stets zeitnah anpassen kann.

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Letzte Änderung 14.06.2012

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