Medienschaffende und Qualitätssicherung in Privatradios und Privatfernsehen

Biel-Bienne, 22.03.2007 - Journalistinnen und Journalisten privater Radio- und Fernsehstationen in der Schweiz sind jung, formal und journalistisch eher bescheiden gebildet und unterdurchschnittlich entlöhnt. Qualitätsansprüche und Mechanismen der Qualitätssicherung sind in den Radio- und TV-Stationen ein Thema, sie werden aber nicht systematisch behandelt. Dies ergaben zwei medienwissenschaftliche Studien, die das Bundesamt für Kommunikation in Auftrag gegeben hat.

Die erste Studie ergründet umfassend die Berufsrealität der Journalistinnen und Journalisten, die in tagesaktuellen privaten Radio- und Fernsehstationen tätig sind. Das Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung (IPMZ) der Universität Zürich unter der Leitung von Prof. Heinz Bonfadelli untersuchte den Werdegang, die soziale Herkunft, Berufserfahrung, Berufszufriedenheit sowie die Einstellung des Redaktionspersonals zu seinem Beruf. Die Studie basiert auf einer Online-Befragung aller Programmschaffenden sowie der Programmleitungen der erwähnten Medien. Die Befragung knüpfte inhaltlich an die erste repräsentative Studie zum Schweizer Journalismus aus dem Jahr 1998 an.

Die zweite Studie analysierte Mechanismen und Praxis der Qualitätssicherung in elf exemplarisch ausgewählten Radio- und Fernsehstationen der drei Sprachregionen. Für diesen Bericht zeichnete das Institut für angewandte Medienwissenschaft der Zürcher Hochschule Winterthur (IAM) unter der Leitung von Prof. Vinzenz Wyss verantwortlich.

In ihrem Selbstverständnis orientieren sich Lokalmedien primär an der Zufriedenheit ihres Publikums bzw. an den Interessen des Gemeinwohls. Sie konzentrieren ihre Tätigkeit erwartungsgemäss auf den lokalen/regionalen Raum. Ihre Berichterstattung charakterisieren sie primär als neutral und unabhängig, als schnell und aktuell. Weniger relevant sind dagegen die Qualitätssicherung sowie die Meinungs- und Themenvielfalt. Ihre Berufsrollenbilder sind vorwiegend publikums- und marktorientiert.

Im Durchschnitt arbeiten knapp 20 Journalistinnen und Journalisten in einer privaten Rundfunkstation. Im Vergleich zu den übrigen Medienschaffenden der Schweiz weisen sie vier Besonderheiten auf: Sie sind besonders jung, sie weisen ein deutlich tieferes formales Bildungsniveau auf, sie verfügen über eine geringere Berufserfahrung sowie über eine geringere berufsspezifische Ausbildung. In finanzieller Hinsicht sind sie signifikant schlechter entlöhnt als die übrigen Schweizer Journalist/innen.

Strukturen der Qualitätssicherung (z.B. Sendungsplanung, Sendungskritik, Dokumente wie publizistische Leitbilder, Redaktionsstatute) sind zwar bei vielen Sendern vorhanden, eine kontinuierliche Qualitätssicherung findet indes kaum statt.

Die Ergebnisse dieser Studien dienen dem Bundesamt für Kommunikation bei der Formulierung der Leistungsaufträge im Rahmen der Neukonzessionierung der privaten Radio- und Fernsehstationen. Nach Inkrafttreten des neuen Radio- und Fernsehgesetzes werden die Konzessionen für Privatradios, die über UKW verbreitet werden, sowie die die Konzessionen für Privatfernsehen mit Gebührenanteile neu ausgeschrieben. Die Ausschreibung wird voraussichtlich Ende Sommer 2007 stattfinden.


Adresse für Rückfragen

Bettina Nyffeler, Abteilung Radio und Fernsehen, Bakom, Tel. 032 327 58 68; bettina.nyffeler@bakom.admin.ch

Prof. Heinz Bonfadelli, Institut für Publizistikwissenschaft und Medienforschung (IPMZ) der Universität Zürich, Tel. 044 634 46 64; h.bonfadelli@ipmz.uzh.ch

Prof. Vinzenz Wyss, Institut für angewandte Medienwissenschaft (IAM), Züricher Hochschule Winterthur, Tel. 052 267 77 56; wys@zhwin.ch



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