Neuartige Technologie eines Schweizer Start-ups erhält Zugang zum Funkspektrum

Die internationale Regulierung hat eine effiziente Spektrumsnutzung zum Ziel, bei welcher gegenseitige Störungen unter verschiedenen Funkanwendungen minimiert werden soll. Diese Regulation wird laufend der technologischen Entwicklung angepasst. Der Betrieb einer neuartigen, vielversprechenden Schweizer Funktechnologie schien aus Sicht der aktuellen Regulierung betreffend Koexistenz zu anderen Funksystemen kritisch. Allerdings weist die Technologie sehr spezifische Eigenschaften zur Störreduktion auf. Es zeigte sich, dass es diese Eigenschaften sind, welche eine Koexistenz zu anderen Funksystemen trotz allem ermöglichen und in der Folge die Regulation so angepasst werden kann, dass die betreffende Technologie Zugang zum Spektrum erhält.

Martin Bisig, Konzessionen und Frequenzmanagement

Für alle existierenden Funkanwendungen gelten regulatorische Anforderungen, welche für deren Betrieb einzuhalten sind. Diese werden in internationalen Funkregulierungsgremien erarbeitet. Wenn eine neuartige Technologie neue regulatorische Fragestellungen aufwirft, werden in diesen Gremien Verträglichkeitsstudien erarbeitet. Daraus werden technische Anforderungen für die betroffene Technologie abgeleitet, welche einzuhalten sind, um eine Koexistenz zu anderen Funksystemen zu gewährleisten. Die Verträglichkeitsstudien werden von verschiedenen Behörden und der Industrie spezifisch für das neue Funksystem erarbeitet und in entsprechenden Regulierungsgremien diskutiert. Während Behörden und grosse Industrieunternehmen über Erfahrung und Mittel verfügen, um Funkverträglichkeitsstudien zu verfassen und auf die Arbeiten in Regulierungsgremien Einfluss zu nehmen, so sind kleinere und vor allem Start-up-Unternehmen auf Unterstützung angewiesen. Das BAKOM vertritt die Schweiz in diesen Gremien und nimmt dabei auch die Interessen der Schweizer Industrie wahr und bringt diese entsprechend ein.

Unterstützung durch das BAKOM

Das Schweizer Unternehmen "3db Access" hat durch den Einsatz einer neuartigen UWB[1]-Funktechnologie ein Schliesssytem entwickelt. Dieses soll den Diebstahl von Autos verunmöglichen, welcher durch Ausnützung einer bekannten Sicherheitslücke aktueller Funkschlüssel geschieht. Die Vermarktung solcher Schliesssyteme ist aber erst möglich, wenn die regulatorischen Fragen betreffend die Spektrumsnutzung beziehungsweise die Kompatibilität zu anderen Funksystemen geklärt sind. Für die Klärung dieser Fragen übernahm das BAKOM die Führung der Arbeiten innerhalb des Regulierungsgremiums, im Wissen um die Bedeutung einer speditiven Abwicklung der Arbeiten. Auf diese Weise kann direkter Einfluss auf den Fortschritt der Regulierungsarbeiten und auf das Geschick der Arbeitsgruppe genommen werden, welche sich mit dem Thema auseinandersetzt. Studien, die nicht rechtzeitig, unvollständig oder nicht entsprechend den Anforderungen verfasst sind, können den Abschluss der Arbeiten hinauszögern oder sogar zum Scheitern bringen. Um dem vorzubeugen, hat das BAKOM verschiedene fehlende Kompatibilitätsstudien verfasst und eingereicht, unter anderem auch betreffend die Kompatibilität zu 5G-Mobilkommunikationsystemen.

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Studien als Türöffner

Im Weitern wurden Berechnungsprogramme und Modelle für Interferenzanalysen entwickelt und Industrieunternehmen zur Erstellung von Studien zur Verfügung gestellt. Hersteller und Betreiber existierender Systeme, die unter Umständen durch die Einführung neuer Technologien betroffen sein könnten, stehen diesen kritisch gegenüber oder sind zumindest zurückhaltend eingestellt. Im vorliegend Fall erschwerte die aktuell existierende, komplizierte UWB-Regulation die Situation zusätzlich. Um Verständnis für die Spezifität des betrachteten UWB-Systems zu wecken, welche eine Betrachtung der Verträglichkeitssituation jenseits der existierenden Regulation rechtfertigen, musste zusätzlich Überzeugungsarbeit geleistet werden. In enger Zusammenarbeit mit der Firma 3 db Access sowie den Firmen Decawave und Marquardt konnten die Kompatibilitätsstudien erfolgreich abgeschlossen und gezeigt werden, dass das neuartige UWB-System im wichtigsten Teil des betrachteten Frequenzbandes eingesetzt werden kann. Dies ermöglicht dem Start-up-Unternehmen "3db Access", zwei Hauptakteure des europäischen Automobilmarkts per 2019 mit seiner Technologie zu beliefern.

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[1] UWB steht als Abkürzung für Ultra Wide Band, eine Technologie die auch dank ihrer sehr geringen Leistungsdichte das gleichzeitige, sehr breitbandige Benutzen von Frequenzen mit anderen Funktechnologien möglich macht.

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Letzte Änderung 24.08.2018

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