BAKOM in 30 Jahren

30 Jahre sind in der Kommunikationswelt eine Ewigkeit. Vor 30 Jahren waren die Handys noch unhandliche "Knochen", Streaming, Videokonferenzen für alle noch undenkbar, und es herrschte eine strenge Regulierung. Jedes Telecomgerät musste durch das BAKOM zugelassen werden – die Chefs von Ascom, Siemens, Alcatel etc. standen an der Zukunftsstrasse Schlange mit Gesuchen für die Zulassung zum Schweizer Markt. Kaum jemand sah die Zukunft so, wie sie heute ist.

Und gleiches gilt für die Prognosen zur Kommunikationswelt in 30 Jahren. Ich versuche es trotzdem.

Die Kommunikationstechnologie wird sicher von der künstlichen Intelligenz (KI) geprägt sein. Prozesse laufen völlig selbstgesteuert ab. Der Mensch gibt der Maschine lediglich die Parameter ein, diese erledigt den Rest – auch in Kommunikation mit anderen Maschinen. Der Mensch denkt, lenkt und überwacht. Und zwar mobil, von dort, wo er sich gerade befindet. Virtuelle Meetings sind die Regel. Physisch trifft man sich noch privat und um die wichtigen Sachen zu diskutieren und zu entscheiden.

Die Kommunikationsmärkte erfahren eine weitere Konsolidierung. Die Grossen schliessen sich zusammen, oder kooperieren in vielen Bereichen – Koopetition lautet hier die Losung. Infrastrukturen werden zentral verwaltet, sei es von einer staatlichen Stelle, sei es von Privaten. Daneben gibt es eine Vielzahl von Serviceprovidern, die in allen Bereichen des Lebens digitale Dienste anbieten, die aber den Zugang zu den Infrastrukturen brauchen. Deshalb sind regulierte Zugangsverfahren für diese sehr wichtig. Dank der KI und der Technologie sind diesen Diensten kaum Grenzen gesetzt. Ebenso entstehen ständig neue Firmen, sie verschwinden aber auch wieder viel schneller – Pop-up gibt es nun überall, nicht nur im Retail- oder Gastrobereich. Wer eine Service- oder Businessidee hat, setzt sie schnell um – dank kreativen, innovativen Menschen und flexiblen, dynamischen (virtuellen) Finanzierungsmechanismen.

Bei der Telecom ist das Fixnetz überall aus Glas. Eine Grundversorgungsverpflichtung punkto Bandbreite ist obsolet. Das Mobilspektrum ist fast ausgeschöpft und kommt an die Grenzen seiner Kapazität – eine Ergänzung durch das Fixnetz ist notwendig.

Die Post ist reine Logistik des Gütertransportes auf Strasse, Schiene und unterirdisch im Rohrpostverfahren. Briefe schreiben nur noch Romantiker – für Fr. 3.-- pro Brief. Ebenso gibt es keine Postbank mehr.

Die Medien sind was Distribution und Herstellung betrifft, mit den Telcos verschmolzen. News werden zunehmend digital verfasst – für Hintergrund, Kommentare und z.B. politische Einordnung braucht es aber immer noch den Menschen. Wobei die Digitalisierung allen Manipulationen und Fake News Tür und Tor öffnet. Daher gewinnt die Nachfrage nach inhaltlicher Einordnung und nach Qualitätsjournalismus an Bedeutung. Lineares TV und Radio verschwindet aber zusehends.

Und der Service Public? Es braucht ihn in dieser Zeit mehr denn je: Für verlässliche Informationen, für Inhalte von und für Minderheiten, für garantierte Dienstleistungen überall und für alle und für einen fairen Zugang zu Infrastrukturen. Dafür hat auch in 30 Jahren das BAKOM zu sorgen.

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Letzte Änderung 28.04.2022

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Marc Furrer, erster Direktor des BAKOM (1992 - 2004)

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